In seiner eigenen Version von Friedrich Schillers gedichteten „Bürgschaft“ sparte der neue Ordensritter nicht mit Breitseiten – in alle politische Richtungen. Copyright: WDR/dpa/Henning Kaiser

Besser als jedes Wahlergebnis:
Christian Lindner erobert die Aachener Jecken


17. FEBRUAR, 21.15 UHR – ARD

Christian Lindner ist neuer Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“. Kurz nach seinem 35. Geburtstag eroberte der FDP-Parteivorsitzende mit einem fulminanten Auftritt das närrische Aachener Volk, nachdem er zuvor die Insignien als 64. und jüngster Ordensritter des Aachener Karnevalsvereins (AKV) entgegen genommen hatte. Der Orden wird seit 1950 für Humor und Menschlichkeit im Amt vom Aachener Karnevalsverein verliehen. Auch in diesem Jahr hat Kimmig Entertainment die Ordensverleihung im Auftrag des WDR produziert. Sie war am Montag, 17. Februar, von 21.15 bis 23 Uhr im Ersten zu sehen.

In seiner eigenen, komplett in Versform vorgetragenen Version von Friedrich Schillers gedichteten „Bürgschaft“, verschonte Christian Lindner keinen: die eigene Partei („Die FDP im Büßergewande – nur 4,8 % für Philipp und unsere Bande“) bekam ebenso ihr Fett weg wie Hans-Olaf Henkels AfD („Was kann noch kommen für diesen Champ – bei RTL das Dschungelcamp“), die Grünen als Verbotspartei und natürlich die Große Koalition („Seit die FDP geschasst, wird euer Geld verprasst“). Lindners Ritterrede im restlos ausverkauften Eurogress war die Krönung eines rundum jecken Abends voller Show, Musik, Tanz und vielen politischen Breitseiten. Die hatte es auch von Lindners Laudator, Cem Özdemir gegeben, auch er fühlte sich von einer Breitseite getroffen – nämlich durch den AKV: Schön sei´s gewesen, im letzten Jahr, so Lindners Vorgänger als Ordensritter, doch habe er zunächst ohne Ergebnis nach dem Haken gesucht: „Dann kam er aber, der Name des neuen Ordensträgers. Da war er dann, der Haken, ein gelb-blauer Kinnhaken!“

Comedian Ingo Appelt als „Frauenbeauftragtes“ des AKV, erklärte mit Genuss das Männersterben in der Politik: „Neben einer Frau sieht jeder Mann aus wie Rainer Brüderle.“ Appelt – zum ersten Mal auf der AKV-Bühne – war genauso ein Volltreffer wie Ingolf Lück als Kaiser Karl und Guido Cantz, der im knallroten Anzug genau wusste, warum die AKV-Regie, Cem Özdemir ausgerechnet auf einen FDP-Mann die Laudatio halten zu lassen, nur konsequent war: „Die Grünen haben sich ja schon immer für aussterbende Lebensformen eingesetzt.“ Auch EU-Kommissar Günther Oettinger und der der neue SPD-Bundesschatzmeister Dietmar meisterten ihre Feuertaufe beim AKV mit Bravour. Der politisch jecke Abend mit ganz viel Öcher Flair war voll von Höhepunkten. Gekonnt anmoderiert vom „Öcher Dreigestirn“ – Tagesschausprecher Jens Riewa, AKV-Präsident Dr. Werner Pfeil und Vize Rolf Gerrards – trugen dazu auch die starken Aachener Kräfte bei, die eine anständige und feurige Portion Lokalkolorit in die grandiose Sitzung brachten.